Mathias Piecha
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Verliererpose

26/5/2013

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Nach dem Championsleague-Finale. Ich bin happy. Als Bayern-Fan. Schaue fern. Nehme Emotionen auf, Bilder die ich nicht vergessen möchte. Dann ist er wieder im Bild. Wird interviewt, gefeiert. Jemand drückt ihm den Pokal in die Hand. Er spricht von "wirtschaftlicher Vernunft". Der Präsident. Uli Hoeneß.

Zuvor schon, vor den Augen der ganzen Welt, hat die Kanzlerin ihm gratuliert. Ihm die Hand geschüttelt. Ihm, der sich selbst als Steuerhinterzieher angezeigt hat. Nachdem klar war, dass ein Gesetz nicht in Kraft treten würde, das ihm eine milde Strafe garantiert hätte.

Uli Hoeneß hat vorsätzlich gehandelt. Abgezockt. Er ist nicht Opfer schlechter Berater. Wie man hört eher seiner Spielleidenschaft. Wie beurteilt man diesen Menschen?

Beim FC Bayern sind sie sich einig. Er hat vieles geleistet. Den Verein zu dem gemacht, was er heute ist. Die Kanzlerin scheint sich klar zu sein: er verdient Glückwünsche. Als selbsterklärter Schädiger des deutschen Staates. Tatsache ist: er konnte sich mit Geld aus einer Haftstrafe freikaufen, Kaution genannt. Er darf das Land verlassen und in London ins Stadion. Er darf Interviews geben, als ob nichts wäre. Er darf Bayern-Präsident bleiben, weil der Aufsichtsrat aus deutschen Wirtschaftsgrößen dem Spezi ja höchstens vorwirft, dass er sich hat erwischen lassen mit seinen Schweizkonten.

Und ich habe dann nach dem Championsleague-Sieg diesen Hals. Ich denke an Rentner im Existenzminimum. An Opelaner, die Jahrzehnte an der Werkbank standen. Lebensleistung haben sie auch. Zuverlässig ein Leben lang für ihre Familie gesorgt. Morgen für Morgen pünktlich zur Arbeit gekommen. Für das Wohl ihrer Firma und des Bruttosozialprodukts. Keine Kanzlerin schüttelt ihnen die Hand. Keine Behörde drückt beim Hartz4-Antrag ein Auge zu, wenn es um 1 Euro mehr geht.

Und der Rest schweigt. Medien interviewen den verdienten Manager. Die BILD zeigt Fotoserien der gratulierenden Fußball-Kanzlerin ohne Vorbildcharakter beim Umgang mit kühl berechnend handelnden Verbrechern.

Eine Gesellschaft, der ein Unrechtsbewusstsein komplett abhanden gekommen ist und die eine skrupellose Kanzlerin mehrheitlich liebt, wird sich weiter verarschen lassen. Auf Kosten von sich selbst und den Opfern, die irgendwann aus der öffentlichen Wahrnehmung rutschen. Denen eigentlich ein Pokal gebührt.
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Wenn einer sich bewerben tut dann kann er was erleben

15/5/2013

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Seit 14 Monaten bin ich jetzt leidenschaftlicher Sammler. Von Abstrusem, Lustigem, Ärgerlichem, meist Enttäuschendem. Kurz gesagt: ich sammle Absagen auf meine Bewerbungen. Und wie bei jedem echten Sammler ist es auch mein ganzer Stolz, die besten Exponate einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
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Um es kurz zu machen: man kann es kurz machen mit einer Absage. Unbedingter Vorteil für den Absagenden: diese Aussage kann von niemandem angezweifelt werden.

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Kurz, bündig und von Herzen auch dieses Exemplar, das mir nur etwa zwei Stunden nach meiner Email-Bewerbung und 2 Tage nach Veröffentlichung der Stellenanzeige übermittelt wurde.

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Nicht, dass es immer so schnell gehen würde. Nebenstehende Absage bekam ich Ende Januar. Nach einem Vorstellungsgespräch Anfang November, das freundlich mit "Wir melden uns dann nächste Woche" endete.

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Es gibt also Absagen, die gehen ganz schnell. Und es gibt Absagen, auf die wartet man lange. Vielen Bewerbern nicht unbekannt: die Null-Rückmeldung. Über eine ganz besondere Form durfte ich mich bei abgebildeter Automatik-Email freuen.
Nennen Sie mich altmodisch. Aber für mich ist es unverständlich, dass es von mir geschätzten 60 Prozent der Arbeitgeber nicht möglich ist, in Zeiten von Email-Bewerbungen und Serien-Emails wenigstens eine Absage zu verschicken.

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Vielleicht ist es doch die Furcht vor inhaltlichen Fallstricken im Absagetext?

Hier abgebildet ist z.B. nur die Betreffzeile einer Absage-Email der IHK Köln. Mit dem Lesen und Verstehen verbrachte ich etwa einen Vormittag. Zeit, die ich als Arbeitsloser ja zum Glück habe.

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Nennen Sie es vielleicht einfach das Einsetzen einer besonderen Form des Wahnsinns, der nach Monaten voller Absagen und Enttäuschungen gewisse Schäden im Großhirn verursacht. Oder vielleicht ist es auch nur ein ganz spezieller Humor von mir. Beim Lesen des nebenstehenden Textes jedenfalls lachte ich minutenlang Tränen.

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In diesem Fall frage ich mich, ob meine Bewerbungsunterlagen dann doch einfach einen zu positiven Eindruck hinterlassen haben. Ich denke nun darüber nach, in zukünftigen Bewerbungen deutliche Schokoladenspuren auf Zeugniskopien digital einzupflegen und handschriftlich zu ergänzen, dass ich mich stets bemühte und für ein gutes Betriebsklima sorgte.

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Auch dieser Text wirft bei mir Fragen auf. War es hier in der Agentur ursprünglich gar nicht beabsichtigt, einen optimal passenden Bewerber einzustellen oder ist es nur die Einzelmeinung des Verfassers? Man weiß es nicht.

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Zum Schluss dann aber noch ein - wenn man es so nennen möchte - Positivbeispiel. Die Absage eines westdeutschen Fußballvereins machte es mir immerhin möglich, meinen Frust augenblicklich und kalorienfördernd in mich hineinzufressen. Wären alle Arbeitgeber, bei denen ich mich beworben habe, diesem Beispiel gefolgt, könnte ich inzwischen immerhin einen gewissen Ausgleich an Glückshormonen feststellen, müsste mich für zukünftige Vorstellungsgespräche wohl aber neu einkleiden.

Wie dem auch sei - gerne würde ich meinen nächsten Blog erhaltenen Zusagen und den Formulierungen in Arbeitsverträgen widmen. Also: bitte strengen Sie sich an!

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    Mathias Piecha

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